Versicherung. Wachstumsbranche und Stabilisator der Wirtschaft

Die Branche der Versicherung umfasst nach unserem Verständnis die Segmente

  • Lebens- und Sach- und Krankenversicherungen
  • Rückversicherungsunternehmen sowie
  • Versicherungsnahe Dienstleister (Assisteure, Sachverständige, Reparaturwerkstätten, Prüfdienstleister, usw.).

Sie ist mit einem ständig steigenden Anteil und gegenwärtig ca. 7 % des Bruttoinlandsprodukts eine der Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft. Mit dem von ihr übernommenen Risiko- und Bilanzschutz  für die produzierenden Gewerbe- und die Dienstleistungsunternehmen sowie ihre gesellschaftlich bedeutsame Funktion insbesondere bei der Alters- und der Krankheitsvorsorge für Privatpersonen machen sie zu einer tragenden Säule wirtschaftlicher und sozialer Stabilität in Deutschland.

Branche im Zentrum der Wirtschaft und Gesellschaft

Es gibt wohl kaum eine Branche, die sich mit einer derartigen Vielzahl von aktuellen Themen befasst wie die Versicherungswirtschaft. So Vielschichtig wie der von ihr gebotene Risikoschutz, so vielfältig sind auch die externen Einflussfaktoren, auf die die Branche reagiert und reagieren muss. Solche externe Einflussfaktoren sind z.B.:

 

  • Die weltweite Unternehmenskonzentration in den großen Wirtschaftszweigen, die immer größere Unternehmen und Unternehmensgruppen hervorbringt.
  • Die Internationalisierung der mittelständischen Wirtschaft und das damit verbundene, wachsende Haftungsrisiko.
  • Zunehmende Arbeitsteilung und gestufte Produktionsprozesse, die die Verantwortlichkeit für die Sicherheit der Produkte und die Risikoexposition der Unternehmen enorm vergrößert.
  • der Klimawandel, der immer häufiger zu Naturkatastrophen mit immer größeren volkswirtschaftlichen, aber auch versicherungstechnischen Schäden führt.
  • Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf sozialen Sicherungssysteme, die das Thema der privaten Vorsorge treiben.
  • Die Gesundheitsreform, die Grundpfeiler der private Krankenversicherung betrifft und partiell in Frage stellt.
  • Stetig sich verschärfende und feingliedrigere regulatorische Vorgaben, die , wie die Vermittlerrichtlinie, Vertriebs- und Produktionsprozesse permanent und teilweise grundlegend verändern

 

Neben den externen Einflussfaktoren gibt es weitere, zahlreiche brancheninterne Veränderungen, die die Versicherungsunternehmen "auf Trab" halten:

 

 

So durchläuft die gesamte Branche gegenwärtige einen tiefgreifenden inneren Wandel, der alle Bereiche eines Unternehmens betrifft. Als letzte "Dinosaurier" versuchen die Unternehmen mit internen Fitnessprogrammen ihre Wettbewerbsfähigkeit angesichts deutlich zunehmender Konkurrenz durch ausländische Versicherer und branchenfremde Wettbewerber (z.B. Automobilersteller) zu erhöhen. Das tut Not, denn seit 1960 hat sich die Anzahl der in Deutschland tätigen Versicherungsunternehmen um rund 1/3 verringer. Allein in den vergangenen 15 Jahren haben sich rund 140 Versicherer vom Markt verabschiedet.

 

 

Unter dem Stichwort "Industrialisierung" befassen sich die Unternehmen gegenwärtig intensiv damit ihre traditionell hohe Fertigungstiefe zu reduzieren, ihre Aufbau- und Ablauforganisationen zu straffen und ihre mächtigen IT-Systeme zu modernisieren. Alles dient dazu kosteneffizienter zu werden und die Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen. Dabei ändert sich die traditionelle Wertschöpfungskette durch die Beschränkung der eigenen Aktivitäten auf Kernprozesse, während Rand- und Nebenprozesse an geeignete Dienstleister outgesourced (z.B. Call-Center-Leistungen oder Prüfservices) oder Kooperationen mit anderen Versicherern (siehe HUK Coburg und VHV beim Wertstattmanagement) eingegangen werden.

 

 

Auch im Vertrieb spielen sich gegenwärtig deutliche Veränderungen ab und das nicht nur aufgrund der soeben eingeführten Offenlegungspflicht hinsichtlich der Provision für die Vermittler in der Lebensversicherungen. Die Ausschließlichkeitsorganisationen verlieren im Lebensversicherungsgeschäft seit Jahren Marktanteile am Neugeschäft an unabhängige Makler. Diese wiederum stehen im Wettbewerb zu großen sog. unabhängigen Finanzberatern mit ihren Vertriebsstrukturen. Die Vermittlerrichtlinie treibt die Bildung von Maklerverbünden, wie sie den sog. Nebenberufsvertretern die Vermittlungstätigkeit nahezu unmöglich macht. Neben diesen gegebenen und auch künftigen Verschiebungen bei den Vertriebskanälen drängen neue Vermittler in den Markt (z.B. Autohändler, Versandhausketten, Einzelhandel) und erleben Vertriebsformen wie der Direktvertrieb über Call Center oder Internet neuen Aufschwung. Die Vertriebslandschaft ist in erheblicher Bewegung und ein Ende  des Neuordnungs- und Konsolidierungsprozesses ist nicht absehbar.

 

 

Fragt man die Versicherungsunternehmen nach dem zurückgelegten Weg in diesem Erneuerungsprozess, so erhält man zur Antwort, dass sie sich mitten im Wandlungsprozess befinde. Wir hingegen glauben, dass dieser erst begonnen hat und die wesentlichen Entwicklungen noch vor uns liegen. Denn zum einen sind Einflüsse der Internationalisierung der Versicherungsmärkte in Deutschland noch nicht wirklich angekommen. Zum anderen sind insbesondere die von der gegenwärtigen Krise der Finanzmärkte ausgehenden mittelbaren Auswirkungen auf die Versicherer (ganz zu schweigen von den direkten Auswirkungen) noch nicht absehbar.

 

Versicherer sollten daher alles tun, um sich für die nächste Welle des Wachstumszyklus zu rüsten und sich auf den Kunden konzentrieren. Denn schließlich ist er es, der überzeugt werden muss, dass eine Risikovorsorge auch in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe unverzichtbar ist; s ei es für private Risiken oder in Bezug auf die Alters- und Krankheitsvorsorge oder im gewerblichen Bereich die Notwendigkeit eines weitgehenden Bilanzschutzes durch Sach-, Ertragsausfall- oder Haftpflichtdeckungen. Nur so kann das notwendige Wachstum erzeugt, Gewinn erzielt und damit die langfristige Präsenz am Markt erhalten bleiben.